Jetzt mal Butter bei die Fische!

Ich habe vor kurzem in einem Kommentar geschrieben, dass für mich Kapitalisten und Nazis im Grunde dasselbe seien, und musste mich ob dieser "steilen These" rügen lassen. Abgehen werde ich davon aber nicht, denn es ist nun einmal eine Tatsache, dass das Dritte Reich aus einer kapitalistischen Wirtschaftskrise hervorging. Es war eine Ausgeburt des kapitalistischen Systems, der Reset-Knopf, der dieses System nicht nur national neu startete, sondern über Grenzen und Weltmeere hinweg die Voraussetzungen für jene kapitalistisch-imperialistische Ordnung schuf, in der wir heute leben.

Im Grunde hat man damals einfach die in der Wirtschaftskrise begründete Notlage, die Existenzängste der Menschen mit einem passenden Feindbild versehen, welches praktischerweise noch von den wahren Ursachen, den wahren Schuldigen an dieser Notlage ablenkte, und sie zum "Wohle des Volkes" auf den bösen Gegner gehetzt.
Das Rezept war so einfach wie wirkungsvoll. Ein bisschen "arische Überlegenheit", denn wer hält sich selbst nicht gern für etwas Besseres, ein bisschen "Raum für's Volk", ein bisschen "Wenn wir das nicht mit denen machen, machen sie es mit uns", und der Grundstein war gelegt. Initiiert und finanziert wurde das Ganze übrigens nicht von einem Herrn Hitler oder einem Herrn Göbbels, die durften auf dem Podium nur die großen Reden dazu schwingen und ihre Gesichter in die Kameras halten.
Das Ganze hat so gut funktioniert, dass Millionen Menschen darauf eingestiegen sind und sich zu diesen Reden heiser gebrüllt haben. Es hat so gut funktioniert, dass Unzählige zu Berufsmördern geworden sind, einerseits in dem Glauben, damit ihrem Land zu dienen, andererseits aber auch, weil es eine Möglichkeit war, ihren Familien ein sicheres Auskommen zu verschaffen, einen bescheidenen Wohlstand, von dem in den Zeiten der Wirtschaftskrise niemand auch nur hätte träumen können. Das Ganze hat so gut funktioniert, dass sich sogar Zivilisten bei nahendem Kriegsende daran beteiligt haben, Juden und Kriegsgefangene bei Anrücken sowjetischer oder alliierter Truppen in Baracken zu sperren und bei lebendigem Leibe zu verbrennen.

Kaum jemand hat das Dritte Reich als das erkannt, was es tatsächlich war; der Bulldozer des Kapitalismus, mit dem er sich selbst einen Weg aus der Krise bahnte, seine Machtbasis ausbaute und sich selbst zum Imperialismus erhob. Und jene Wenigen, die das doch taten, endeten, genau wie die erklärten Schuldigen und Erzfeinde, die Juden, oder die Kriegsgefangenen, in Vernichtungslagern.

Damit hatte das Dritte Reich seine Schuldigkeit getan. Die kapitalistische Wirtschaft blühte auf, es gab so gut wie keine Arbeitslosigkeit, dafür aber Absatzmärkte, von denen man zehn Jahre zuvor nicht zu träumen gewagt hätte. Die USA hatte den Sprung zur Supermacht vollzogen, die europäischen kapitalistischen Industrieländer stachen wirtschaftlich weit hervor, und die Drahtzieher im Hintergrund hatten gelernt, wie einfach es ist, ihre wirtschaftlichen Interessen zur Basis der politischen Entscheidungen ihrer jeweiligen Marionetten (Stichwort Parteispenden) in den jeweiligen Länderregierungen zu machen. Oder in einem Europaparlament. Oder in einem gemeinsamen Militärbündnis.

Dieser neue, verbesserte Kapitalismus/Imperialismus auf der neuen, verbesserten Basis von Globalisierung, Freihandel, "Ressourcensicherung" (was nichts anderes ist als Raub und Massenmord) und - seit 9/11 - "Terrorbekämpfung", hat sich inzwischen aus nahezu allen ordoliberalen Zwängen befreit, die Erwerbslosigkeit ist so hoch wie nie zuvor seit dem 2. Weltkrieg, die Obdachlosigkeit ebenso.
Und weil das so ist, greift man nun eben auch wieder auf das bewährte Mittel zurück, den wahren Grund für die sich ständig verschärfende Notlage permanent wachsender Bevölkerungsteile zu verschleiern, bequeme, weil langfristig Profit versprechende Feindbilder inklusive.

Was mich in diesem Zusammenhang allerdings ehrlich entsetzt, ist das Schweigen von "Links", insbesondere jener selbsternannten "Linken", die tatsächlich überall "braun sehen" und/oder "Neu"-Rechte wittern. Denn statt in diesem Konsens auf den kausalen Zusammenhang von Kapitalismus/Imperialismus, sich immer weiter ausbreitender Armut und der Bereitschaft, sich auf extremistisches rechtes Gedankengut einzulassen, hinzuweisen, verachten sie die betroffenen Menschen lediglich öffentlich als "rechten Pöbel".
Kapitalismuskritik? Fehlanzeige.

Es ist nicht "links", es sich innerhalb eines kapitalistischen Ausbeutungssystems bequem zu machen. So etwas ist einfach nur verlogen und gefährlich für das Ansehen jeder wahrhaft "linken" Gesinnung. Und es zeugt auch nicht von politischer Weitsicht, ja, nicht einmal von einem Mindestmaß an Intelligenz, wenn man den Opfern des kapitalistischen Systems lauthals mangelnde politische Bildung vorwirft, weil sie sich von den Rattenfängern mit ihren markigen Sprüchen und bequeme Feindbilder erzeugenden Schuldzuweisungen einlullen lassen, selbst aber weder den Mut, noch die wahrhaft linke politische Gesinnung und ganz sicher nicht den nötigen Verstand beweist, die wahren Hintergründe und Zusammenhänge offen zu legen.

Das Erstarken von "Rechts" erfüllt mich mit Sorge und Angst, aber ich kann es aus der Kausalität heraus wenigstens nachvollziehen. Aber das Schweigen von "Links", das untätige Verharren in den Elfenbeintürmen ideologischer Theorien, während auf den Straßen die Basis unangefochten von "Rechts" übernommen wird, das wird für mich immer einem Verrat an der wahrhaft linken Gesinnung gleichkommen.

Quelle: Heidi Langer via Facebook

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