Die Drehtür-Republik

Gestern Politiker, heute in der Wirtschaft: Nun wechseln auch die Alt-Ministerpräsidenten Hannelore Kraft und Torsten Albig die Seiten. Typologie eines Karrieremodells.

Der Spätentwickler – Bernd Pfaffenbach war Pensionär. Da fiel ihm ein, wen er so kannte

Wie wertvoll die Erfahrungen und Kontakte sind, die man als Staatsdiener in der zweiten Reihe sammelt, das zeigt die Karriere von Bernd Pfaffenbach. Dreißig Jahre im öffentlichen Dienst hatte er auf dem Buckel, als er 2004 Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium wurde und fortan für die Kanzler Schröder und Merkel die Weltwirtschaftsgipfel vorbereitete, weswegen man ihn „Sherpa“ und „Chefökonom“ der Bundesregierung nannte. 2011 wurde Pfaffenbach pensioniert und berichtete im Tagesspiegel, wie er jahrelang verlockenden Angeboten aus der Wirtschaft widerstanden und welch „unglaubliches Netzwerk“ er sich aufgebaut habe. Es klang wie eine Bewerbung. Prompt folgte ein neuer Job – als Berater bei der US-amerikanischen Bank JPMorgan Chase.

Der Großzügige – Joschka Fischer teilt gern seine Weisheit, besonders gegen Geld

Als Joschka Fischer deutscher Außenminister war, pflegte er seine Stirn so akkurat in tiefe Falten zu legen, dass die Sorgen der Welt überaus dekorativ darauf herumklettern konnten. Dass die Menschen ihm dabei gern zuschauten, gefiel Fischer sehr. Nach der Wahlniederlage von Rot-Grün 2005 zog sich der erste deutsche Vizekanzler mit Streetfighter- und Taxifahrer-Vergangenheit aus der Politik zurück. Seitdem ist er „beratend“ tätig, unter anderem für Siemens, BMW und RWE. Als Gegengift zum Deal mit Big Business analysiert Fischer für das gemeine Volk regelmäßig die Weltlage. Worum es geht? Wäre Zeitungspapier eine menschliche Stirn, es würde sich jetzt in Sorgenfalten legen. Sie wären noch tiefer als früher.

Quelle: Zeit Online

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